Gnorrosch brummelt über Politik, Software und alles andere, was ihm so durch den Kopf geht. Nicht immer tiefsinnig, aber dafür mit vollster Überzeugung.
Bei Warum Nationen scheitern (original: Why Nations Fail) handelt es sich um ein wirtschaftswissenschaftliches Sachbuch. Es stellt die These auf, Macht und Wohlstand bzw. seine Kehrseiten Ohnmacht und Armut, basierten auf wirtschaftlichen Institutionen. Dazu stellt es zwei Gruppen auf: Inklusive wirtschaftliche Institutionen und extraktive wirtschaftliche Institutionen.
Allerdings finde ich die Herleitung schwach, weil die Definition der extraktiven Institutionen etwa auch auf das vom Buch selbst gewählte Musterbeispiel Inklusiver Institutionen der USA und Englands im 18. und 19. Jhd zutrifft. Es bleibt unklar, ob jetzt nur wirtschaftliche Teilhabe oder auch politische Teilhabe wichtig sei. Zudem werden Absolutismus als historischer Begriff, als Idealbild einer Herrschaftsform und als Synonym für extraktive wirtschaftliche Institutionen durcheinandergeworfen. Begriffe wie Ressourcenfluch und Gewaltökonomie, also gut erforschte Teilgebiete der These, fehlen komplett.
Etwas vereinfacht lässt sich sagen: Es handelt sich um eine extraktive Wirtschaft, wenn Wirtschaft zum Zwecke des politischen Machterhalts einer kleinen Gruppe von Privilegierten genutzt wird. Es handelt sich um inklusive Wirtschaft, wenn Politik einen Rahmen für widerstreitende wirtschaftliche Interessen aufbaut, die außerdem breit in der Gesellschaft verankert sind. Beide Arten von Institutionen erzeugen eine Art Rückkopplungsschleifen, mit denen sie sich selbst stabilisieren.
Viele Beispiele bestehen aus oberflächlichen historischen Anekdoten, die mangelnde Innovation auf Angst der Eliten vor schöpferischer Zerstörung nach Schumpeter zurückführen; anstatt sauberer Fallbeispiele für historische Institutionen und deren Auswirkungen zu liefern. Im Grunde würde das Buch nichts verlieren, wenn man die Kapitel 6 bis 12 (die nur aus diesen Anekdoten bestehen) einfach wegließe. Wobei man beim Rest vermutlich auch noch großzügig streichen könnte.
Schon Adam Smith schrieb im 18. Jhd, dass Wohlstand eine wohlgeordnete Gesellschaft erfordere. In heutigen Worten: Wohlstand entsteht aufgrund guter Institutionen. Diese Institutionen entfachen dann wie eine unsichtbare Hand eine positive Dynamik. Die Autoren dieses Buches bestätigen das erneut, was ich grundsätzlich gut finde. Ich wünschte aber, sie hätten sich mehr fachfremde Unterstützung gesucht und sich kürzer gefasst.